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Endlich auch in Europa: Gin Wigmore “Gravel & Wine”

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Ich? Also, mein vollständiger Name lautet Virginia Claire Wigmore, woraus aber schon vor Jahren die Kurzform Ginny wurde, und als ich meine Unschuld dann mehr oder weniger endgültig verloren hatte, wurde die Schere gleich noch mal angesetzt, darum nun also ganz kurz: „Gin“. Und ehrlich gesagt hatten meine Eltern noch nie etwas gegen ein paar flotte Gin-Tonics zwischendurch einzuwenden, im Gegenteil, insofern war Gin Wigmore ja auch irgendwie nahe liegend.

Die Musik? Das begann, als ich so um die 12 war, und es waren vielleicht nicht die besten Songs, die ich mir da anfangs ausgedacht hab, aber mir gelang es damit doch hin und wieder, so ein knappes Dutzend Versager und schräge Typen zu meinen Auftritten zu locken, Mittwochs zwischen acht und neun, zum Beispiel – insofern war da schon recht früh so einiges an Potenzial zu erkennen. Und zum Glück ging da sogar noch mehr, als ich nach ein paar ganz schön finsteren Umwegen über die neuseeländische Westküste, wo ich ein paar Lemon-Pies zu viel gebacken habe, schließlich in Sydney landete, nachdem ich zuvor auch noch die endlose Partymeile der Gold Coast abgeklappert hatte.

Ich gewann schliesslich meinen ersten Song-Contest und richtete mich danach permanent in Sydney ein: Dort schrieb ich eine kleine aber feine EP mit dem nahe liegenden Titel Extended Play, und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich nicht gerade das meiste Musikwissen für mich gepachtet hatte zu jener Zeit, und mir daher auch nie klar gewesen war, wofür die Abkürzung EP eigentlich stand – und so dachte ich mir, es sei quasi an der Zeit, dass es mal einer klipp und klar sagt, damit all die anderen Anfänger-Musiker da draussen nicht so lange im Dunkeln tappen müssen wie ich. Als meine EP dann ihren Zeck erfüllt hatte und aus den Regalen der vier Läden, wo es sie gab, so langsam wieder verschwand – genauso wie aus dem Programm des einen Frühstückssenders –, hiess es für mich nun also, den Blick auf die Liga der Big Boys zu richten und ein Album aufzunehmen. Ich war, was das anging, allerdings ganz schön skeptisch; ich bin halt nicht die Produktivste, um ehrlich zu sein. Doch mit der Unterstützung von ein paar guten Jungs wie Mike Elizondo und Dan Wilson gelang es mir dann doch, mein erstes Album Holy Smoke aufzunehmen – und somit den ersten grossen Schritt in Richtung Weltherrschaft zu gehen.

Allerdings beschränkte sich die Welt, von der wir hier reden, dann doch eher auf Neuseelands Nord- und Südinsel, denn dort wurde Holy Smoke ein ganzes Jahr lang ausgiebig gefeiert, im Radio rauf und runter gespielt und überhaupt. Stolz wie Bolle darüber, wie auch über meinen US-Deal mit Motown, Goldauszeichnungen und die ganzen Geschenke, die ich inzwischen aus dem Briefkasten angeln konnte, kam ich zu dem Entschluss, vielleicht doch besser noch nicht das Handtuch zu werfen und es noch ein bisschen länger und intensiver als „Künstlerin“ zu versuchen. Den Umschlag mit meiner Uni-Bewerbung, adressiert an die Realität da draußen, packte ich also noch mal zurück in die Schublade und machte mich stattdessen auf nach good ol’ U.S. of A., um dort an Album #2 zu arbeiten.

Während der ersten Monate dieser Selbstfindungsexkursion waren es die Südstaaten, die mir gewissermaßen die Hand hielten: Dank ihnen landete ich zum ersten Mal überhaupt in einem Gotteshaus, wobei die Predigt ganz zwanglos von einem gewissen Reverend Al Green gehalten wurde und ich mich daraufhin fragen musste, warum ich diese ganze Religionsnummer nicht schon viel früher mal ausprobiert hatte. Doch nachdem mir eine große Portion vom Pulled-Pork-BBQ dabei half, wieder zur Besinnung zu kommen, wurde mir klar, dass keine Kirche der Welt ein derartiges High noch einmal geschweige denn auf Dauer bieten könne, weshalb ich mir auch die Zeilen über den Teufel doch wieder in meine Westentasche steckte und wie selbstverständlich meinen Fokus ab sofort auf die so viel nachsichtigeren Spelunken von Clarksdale, Mississippi richtete: Dort konnte ich ein paar Dinge über den „echten“ Blues lernen, zum Beispiel offenbarte mir ein Kerl namens Eddie, ein Typ mit einer Schwäche für illegalen Schnaps, dass ich „den Blues“ schon allein deshalb gar nicht haben könnte, weil ich mir ein Flugticket von Neuseeland nach Clarksdale leisten konnte – also musste ich meinen Kurztrip wohl fortsetzen, um die eigentliche Essenz meiner Musik an anderer Stelle zu suchen.

Das ging so: Ich setzte mich auf meinen Hintern und schrieb ab sofort wie wild drauflos. Ich spielte mir Schwielen an die Finger und schrieb mit jedem Hans und Franz rund um den Globus, unter anderem auch mit einem Typen namens Charlie, der sonst für einen Kerl namens Bob spielt, um all jene Stimmungen und die ganzen ungefilterten Einfälle aus mir herauszukitzeln, die sonst viel zu gut von meinem Unterbewusstsein bewacht werden. Und siehe da, es funktionierte, denn schon bald hatten wir 11 Songs zusammen, getränkt in Cowboy-Feeling, eingetunkt in eine kleine Blues-Pfütze, um die Hüfte rum beschwingt mit etwas Rock & Roll und so verdammt aufgetakelt-lässig, wie es nur eine Frau an der Bar sein kann, in den Stunden nach Mitternacht.

Nachdem mein Label aufs Hartnäckigste den Vorschlag durchdrücken wollte, doch auf Mr. Butch Walker als Produzenten und Jake Sinclair als Toningenieur zu setzen, saß ich Mitte 2011 schließlich im traumhaften Sommer von Santa Monica Beach mit genau diesen beiden Herren zu meiner Rechten und Linken – und zusammen nahmen wir nun also tatsächlich mein zweites Album auf. Einen Monat lang machten wir Live-Takes im Studio, ließen uns gemeinsam mit den Black Widows und Stu Thompson gehen, bis schließlich der große Moment gekommen und mein neuestes Werk im Kasten war: Gravel & Wine…

Hörtipps

Black Sheep

Man Like That

Kill Of The Night

Singin’ My Soul

Gravel & Wine erschien am 8. Februar. Universal Music



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